- Paulaner Spezi
- Flötzinger Cola Mix
- Pali Cola Mix
- Misch Masch
- Spezi Spezi
Zuerst einmal möchte ich festhalten, dass alles was nun folgt nicht das Ergebnis wissenschaftlicher Genauigkeit ist. Ich habe nicht mit meinen Spezi-Spezln zusammen 20 verschiedene Sorten im Blindtest gekostet. Habe mir nicht die Augen verbinden lassen und an allen Flaschen gerochen. Nicht, dass ich es nicht auch witzig finden würde, dabei gefilmt zu werden, wie ich lauthals proklamiere, “Das muss doch Paulaner Spezi sein!”, nur um dann verstört festzustellen, dass es doch die Aldi-Marke war. Aber es hat halt mit der Realität nichts zu tun. Blindtest sind gut für Marktforschungen und um die reine geschmackliche Qualität eines Produkts herauszufiltern. Aber wenn ich mir mein Feierabend-Spezi öffne, dann kommt es eben schon darauf an, wie sich das braune Getränk in meiner Hand gibt. Seit Jahren schneidet Pepsi bei Cola-Blindtests besser ab als Coca Cola und auch ich finde Pepsi grundsätzlich leckerer. Aber wenn ich die Cola aus der rot-etikettierten Kult-Flasche mit einem Schlenzer meines Feuerzeugs aufpoppe, dann sehe ich Szenen aus jeder gelungenen Cola-Werbung – bis hin zum Weihnachtstruck – vor meinem inneren Auge vorbeirauschen. Das ist natürlich entscheidend! Man mag mir nun – durchaus zu Recht – übertriebene Oberflächlichkeit vorwerfen. Aber genauso wie das Auge mitisst, so trinkt es in meiner Wahrnehmung auch mit. Ziemlich sicher schmeckt ein Schweinsbraten mit Biersoße und Knödeln auch durch den Mixer gejagt, aber sicherlich nicht so gut, wie sein goldgelb-dunkelbraunes Original auf dem Teller. Eben so, wie eine kühle Glasflasche Spezi mit psychedelisch-minimalistischem Etikett besser mundet als die Schraubverschluss-PET-Discounter-Plörre.
Platz 1. Paulaner Spezi
Mein Vorwort nimmt es ja im wahrsten Sinne des Wortes schon etwas vorweg: Ich bin großer Fan. Ultra. Und zwar nicht nur wegen Geschmack und Look, sondern auch wegen Lokalkolorit und Sentimentalität. Während die Paulaner Brauerei mit ihren Bierprodukten und Dachmarke sonst eher hinter der Stadtgrenze beliebt ist (das gut promotete Zwickl mal außen vor gelassen), gehört ihr Spezi zu München wie Augustiner Helles und Leberkassemmeln mit süßen Senf – die kulinarische Dreifaltigkeit unser bajuwarischen Hauptstadt. Außerdem war Spezi halt das erste süße Nass, das man hier als kleiner Junge nicht trinken durfte, beziehungsweise dann folglich das erste, das getrunken wurde. Ich verbinde mit Paulaner Spezi den Kasten, der an Weihnachten verlässlich im Keller meiner Eltern auf mich wartet. Oder aber das erste Getränk, das ich mir nach längeren Reisen genehmige, sobald sich meine Quadratlatschen auf Münchner Hoheitsgebiet befinden. Nichts desto trotz überzeugt Paulaner Spezi eben auch einfach geschmacklich. Mit gefühlt weniger Zucker und Kalorien als die durchschnittliche Konkurrenz und einer angenehm dunklen Färbung kommt die Spezi von Paulaner sehr erwachsen daher. Einziges Manko, möge man sich irgendeines krampfhaft aus den Rippen schnitzen: Trotz dunkler Glasflaschenwand kann das Lackerl am Ende ein wenig warm und abgestanden schmecken – vor allem im Sommer und wenn es nicht das erste Spezi gegen den Durst ist. Daher habe ich mich dabei ertappt, wie mein Griff am Kiosk in letzter Zeit immer häufiger in Richtung 0,33l Dose oder Flasche geht – und ich habe mich schlecht gefühlt. Das ist dann halt irgendwie auch nicht das Wahre.
Platz 2. Flötzinger Cola Mix
Im Schatten von München liegt ein von unbeugsamen Oberbayern bevölkertes Dorf, das nicht aufhört, den Schwabinger Sonntagsskifahrerkolonnen seit Jahren Widerstand zu leisten. Die Rede ist natürlich von Rosenheim und dessen Bewohner mögen es mir nachsehen, wenn ich sie Dörfler nenne. Ist auch Quatsch, in der drittgrößten Stadt Oberbayerns haben sie ja alles, was sie in München auch haben. Ein großes Herbstfest, einen großen Fluß mit “I” und bis vor kurzem haben die beiden TSV 1860s sogar gemeinsam in der Regionalliga gekickt. Natürlich auch ein ausgezeichnetes Spezi, den Cola Mix von der Flötzinger Brauerei. Etwas orangiger und süßer als der große Bruder aus München kann es mit dem Paulaner aber durchaus mithalten. Wenn ich nicht auf das tropische Etikett geschaut habe, ist es mir sogar das ein oder andere Mal besser vorgekommen.
Platz 3. Pachmayr (Pali) Spezi
Wie diese ganze Liste natürlich eine sehr subjektiv eingefärbte Wahl – das Pachmayr Spezi hat mich in verschiedenen Bars und Restaurants als Persogetränk verfolgt, bis in die Milla. Generell würde ich sagen, dass jeder, der ein paar Jahre Münchner Gastro hinter sich hat, zwangsläufig mal über den Getränkefachgroßhandel gestolpert ist und sei es nur in Form eines Pachmayr Kellnerblocks. Abseits dieser eingeweihten Kreise erfreuen sich die Pachmayr Limonaden (“PaLi”) allerdings gefühlt keiner besonders großen Bekanntheit. Vollkommen zu Unrecht, neben einem sehr ausgeglichenen und ehrlichen Cola Mix sind zum Beispiel auch noch die naturtrübe Apfelschorle und die Orangenlimo hervorzuheben.
Platz 4. Fritz Kola Misch Masch
Die nächsten Zeilen gehen mir nach der damaligen Werbeaktion der Herren Fritz sehr leicht von der Hand, nur die letzte wird schwierig. Im Jahre 2012 kommt die neue Kola-Orangen-Limonade aus Hamburg auf den Markt, lapidar mit “Misch Masch” betitelt. So sieht das übertrieben hellbraune Spezi auch aus, wie Misch Masch aus dem Putzeimer. Um über diesen Fakt hinweg zu täuschen und gleichzeitig den (Paulaner-)Markt zu erobern, bewerben die Kola-Köpfe das neue Produkt in München mit Slogans a la “Bei uns wäre Paul aner richtigen Adresse”. Schwierig auf so viel verbrannter Erde mit einem Cola Mix mit vielviel Koffein und Mandarinensaft (0,5 % allerdings) zu fruchten. Leider muss ich allerdings zugeben, dass “Misch Masch” trotz des allgemeinem Erscheinungsbildes sehr schmackhaft ist und daher einen Platz auf dieser Liste verdient hat.
Platz 5. Spezi Spezi
Das Original, das Ur-Spezi quasi, wurde (Vorsicht: Wikipediaknowledge incoming) 1956 vom Brauhaus Riegele aus Augsburg erfunden. Nachdem die Brauer bemerkten, dass Cola und Orangenlimonade in den Kneipen der Republik bereits häufig vermischt getrunken wurden, erfanden sie die – vor allem für Gastronomen – deutlich praktischere Form “Spezi”. Der Erfolg war so riesig, dass die Augsburger bald mit der Produktion nicht mehr hinterher kamen und eine “Spezi-Lizenz” an sieben kleinere, lokale Brauereien verteilten, die nun in einem Verband das Spezi Spezi produzieren. Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein, aber dies könnte eine Erklärung für das Phänomen sein, dass Spezi Spezi sehr tagesformabhängig schmeckt. An einem guten Tag könnte der Original-Mix weiter oben stehen, an einem schlechten Tag gehört er gar nicht auf diese Liste. An einem normalen Tag ein sehr würdiger fünfter Platz.